Monster wie wir
Roman
Ruth spielt Geige und hat Angst vor Vampiren. Sie wächst in einem Pfarrhaus in der ostdeutschen Pampa auf. Aber Gott ist kein Parteisekretär, um dessen Schutz man buhlen könnte. Ihr bester Freund Viktor hat einen Mondglobus und Falten im Gesicht. Er fürchtet sich nur vor seinem Scheißschwager. Aber dann findet er diesen Schalter in seinem Kopf, um rein gar nichts zu empfinden. Und wird selbst zum Fürchten.
Was Gewalt bedeutet, wissen sie beide. Hier, wo der Braunkohleabbau ganze Dörfer und Wälder verschlingt, hilft man sich am besten selbst. Viktor macht jeden Tag Sit-ups und rasiert sich eine Glatze. Dass einer wie er als Au-Pair nach Frankreich geht, versteht niemand. Doch für Viktor ist es überall besser als zu Hause. Und Ruth? Die flüchtet sich ins Geigenspiel.
Wohin es die beiden auch verschlägt, überall werden sie von Gewalt eingeholt. Wann also schaut Ruth von ihrer Geige auf? Und vor allem: Wie rettet man einander?
"Monster wie wir" ist der erste Roman der gefeierten Dichterin und Klangkünstlerin Ulrike Almut Sandig. In funkelnder Prosa voll harter Beats schildert sie ihre Generation, geprägt von Um- und Aufbruch, von Identitätsverlust und der Suche nach Selbstbestimmung.
Leseprobe:
"Sie schlugen den Club zusammen. Sie fegten die Flaschen von der Bar, dass die Glasscherben flogen.
In den gekrümmten Rücken, den in Abwehr angewinkelten Armen und der Fliehkraft des Baseballschlagers in Viktors Hand lag etwas, das seiner Vorstellung von Freude ziemlich nahe kam. Bis er die Tanz ache sah. Trotz der fast volligen Dunkelheit erkannte er Ruth sofort. Zum ersten Mal betrachtete er sie, wie ein Fremder eine Fremde betrachtet. Ruth stand mit hangenden Armen am Rand der leer gefegten Tanzflache
und starrte Viktor überrascht an. Am liebsten hatte er sie in seiner Bomberjacke versteckt.
Hau ab, Mann, rief er ihr zu. Aber sie haute nicht ab. Langsam überquerte sie die Tanzflache, stieg hinters DJ-Pult und baute sich vor Viktor auf. Sie reichte ihm bis zur Schulter.
Bist jetzt also auch, sagte sie ruhig, einer von denen."
Rezension:
"Ein höchst lesenswerter Roman."
Christoph Leibold, KulturWelt auf BR2
"Ihre Texte nehmen ihre Leser mit auf rasante Reisen durch Zeit und Raum, Realität und Traum in Gefilde, die auf keiner gültigen Landkarte verzeichnet sind."
Heike Bartel, Faust-Kultur
"Können Lyriker Prosa schreiben? Nein, sagt das Vorurteil. Ja, beweist Ulrike Almut Sandig."
DER SPIEGEL