Kalman Segals Lyrikdebüt von 1952 ist jiddische Poesie, die auf dem Substrat Itzig Mangers zu wachsen scheint und einen jüdischen Kosmos in der Art von Chagall, Segals Namensvetter und Verwandtem im Geist, zeichnet. Doch in der stalinistischen Volksrepublik Polen wird von Segal erwartet, dass er als Schriftsteller Volkserzieher ist und den sozialistischen Aufbau verherrlicht. Erinnerungen an die Familie, das Elternhaus, die Jugend im Schtetl und die liebliche Landschaft der Waldkarpaten sind berührende Zeugnisse der Kraft der Liebe - die Kindheit bleibt ein sicherer Ort vor der Gewalt des Jetzt. Sie nährt Segals Haltung, nach einer zukünftigen besseren Welt zu streben. In der totalitär besetzten Gegenwart, dort, wo der neue sozialistische Mensch Thema sein muss, kann der junge Autor trotzdem über freien Willen und gewissenvolles Handeln dichten. Spürbar ist er von der Existenz der Vernunft und des inneren moralischen Kompasses überzeugt. Segals erster Gedichtband verdeutlicht sein e tief verinnerlichten Bezüge zur jüdischen Religion und Kultur. Das Interesse an der jiddischen Sprache ab den 1990er Jahren erlebt er nicht mehr, aber sein erster Gedichtband bleibt nach über siebzig Jahren ein wichtiges Zeitzeugnis seines Ringens um Freiheit und um das Überleben der jüdischen Kultur und Sprache im kommunistischen Polen.
(Sanok 1917 - Jerusalem 1980), jüdisch-polnischer Lyriker, Schriftsteller, Radiojournalist und Philosoph. Er überlebt den Holocaust im Lagersystem der Sowjetunion und kehrt 1946 ins kommunistische Polen zurück, von wo er gleich vor dem Antisemitismus nach Österreich flieht. 1948 kehrt er nochmals zurück, weil er sich dem Erhalt der Yidishkayt und der jüdischen Sprache in Polen widmen will, und feiert bald als Schriftsteller große Erfolge. Die antisemitische Hetze nötigt ihn 1969 zur Emigration nach Israel. Dort kann er als polnischer Exilschriftsteller nur mühsam Fuß fassen und schreibt schließlich wieder auch jiddische Lyrik, mit der einst seine literarische Laufbahn in Österreich begann. Segal hält an dem Glauben an das Gute im Menschen fest und vereint auf existenzielle und einzigartige Weise kantische Vernunft mit jüdischer Ethik. geboren 1952 in Sanok, schloss die Kunstakademie in Krakau mit Auszeichnung ab. Arbeit als Kunstrestaurator und Leiter der Werkstätten des Freilichtmuseums MBL Sanok. Malt und unterrichtet die Kunst der Ikonographie. Kuratierte 1991 die erste Judaika-Ausstellung des MBL Sanok und überwachte 2021 den Aufbau der Synagoge aus Polaniec im Freilichtmuseum, bei der er die Innenmalereien ausführte. Grafische und malerische Arbeiten zu jüdischen Themen ab 1991. Ausstellungen in Polen, Österreich, Schweiz, Belgien, Holland und Italien. geboren 1962 in Wien, ihre Eltern emigrierten aus Polen nach Österreich, frühe Kindheit in Sanok, Südostpolen bei den Eltern der Mutter. Studium der Politologie, Philosophie und Internationen Beziehungen in Wien, Bologna und Washington, D.C. Berufliche Laufbahn in multinationalen Unternehmen und als selbstständige Unternehmensberaterin. Interesse an der Geschichte des ehemaligen Galiziens und an der eigenen polnisch-jüdischen Familie. Literarische Arbeiten und Übersetzungen ins Deutsche. Herausgabe von Büchern zur regionalen Sozialgeschichte auf Polnisch sowie von Büchern und Übersetzungen von Kalman Segal und Peter de Mendelssohn.
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