Salzburger Bachmann Edition - Die gestundete Zeit
Verlag | Suhrkamp |
Auflage | 2023 |
Seiten | 270 |
Format | 12,6 x 3 x 20,4 cm |
Gewicht | 418 g |
Reihe | Salzburger Bachmann Edition |
ISBN-10 | 3518426044 |
ISBN-13 | 9783518426043 |
Bestell-Nr | 51842604A |
Für die junge Ingeborg Bachmann und ihre Generation erwies sich die große Hoffnung nach dem Krieg auf eine Zeit des Friedens bald als trügerisch. Restauration und das vorherrschende schnelle Verdrängen und Vergessen markierten jenen Horizont, vor dem Bachmann ihre Gedichte schrieb. Die gestundete Zeit, der erste, Ende 1953 erschienene Lyrikband der 27-jährigen Autorin, erwies sich, nach verzögerter Rezeption, als repräsentativ für Erfahrungen, die das Schreiben nach 1945 bestimmten: Aufbruch und Abschied, Schuld und Gedächtnis. In der dramatischen Kraft und in den einprägsamen Bildern ihrer Lyriksprache, deren »alarmierendes, skandalöses, befremdliches, erschreckendes« Hans Werner Henze sofort erkannte, hat diese Erfahrung einen Ausdruck gefunden, der über ihre Zeit hinausreicht. Bachmanns sicheres Gefühl für den sprachlichen Gestus hat ebenso wie das vielschichtige Geschichtsbewusstsein dazu beigetragen, ihren Gedichten einen Platz in der europäischen Moderne nach 1945 zu sic hern - aufgenommen auch im Werk bedeutender Bildkünstler und Komponisten wie Anselm Kiefer, Cy Twombly oder Hans Werner Henze.
Dass sich in diesen Gedichten zugleich ein 'verzweifeltes Sprechen' mit Paul Celan verbirgt, wurde erst spät entdeckt. Seit der Publikation des Briefwechsels zwischen Bachmann und Celan (Herzzeit, 2008) ist diese Lesart der Gedichte aber unabweisbar. In der nunmehr ersten kommentierten Edition von Die gestundete Zeit wird dieses Verständnis durch neue Materialien aus Bachmanns Nachlass ergänzt und vertieft.
Rezension:
»... man [gelangt] dorthin, wo die ganze Aktualität der Gedichte auch 70 Jahre nach ihrem ersten Erscheinen klar zutage tritt: Man gelangt an das Verschweigen historischer Schuld. Man gelangt in das damalige Klima restaurativer Kälte und Härte. Bachmann transponierte diese Gegenwart virtuos aus dem tagespolitischen Sprechen oder Schweigen in eine lyrische Sprache.« Beate Tröger der Freitag 20240104