Jesus und das Landrecht - Zur Realitätsreferenz bibelepischen Erzählens in Hoch- und Spätmittelalter
Verlag | Francke |
Auflage | 2018 |
Seiten | 469 |
Format | 17,9 x 24,4 x 3,5 cm |
Gewicht | 954 g |
Reihe | Bibliotheca Germanica 67 |
ISBN-10 | 3772085938 |
ISBN-13 | 9783772085932 |
Bestell-Nr | 77208593A |
Gegenstand der Studie sind mittelhochdeutsche Versbearbeitungen des Nikodemusevangeliums (Konrad von Heimesfurt: Diu urstende; Gundacker von Judenburg: Christi Hort; Heinrich von Hesler: Evangelium Nicodemi) und deren Rezeptionszeugnisse. Ausgehend von der darin erfolgten partiellen Umgestaltung des Prozesses gegen Jesus nach Konventionen des 'deutschen' Rechts wird die grundsätzliche Frage nach der Funktion solcher Bezüge auf die zeitgenössische Erfahrungswirklichkeit gestellt. Eine umfassende Untersuchung der komplexen Vernetzungen von Text und Kontext erschließt deren inhaltliche Implikationen für die narrative Sinnkonstitution wie auch die Stellung der Erzähltexte im Rechtsdiskurs: Wie lässt sich davon erzählen, dass in der Gestalt Jesu Gott vor Gericht steht, den die Texte zugleich als Legitimationsgrund allen Rechts inszenieren? Über die Analyse des Verhältnisses von 'Literatur' und 'Recht' werden außerdem die Möglichkeiten und Grenzen der kulturellen Aneignung eines heilsge schichtlichen Stoffes erkundet. Damit eröffnen die Ergebnisse auch neue Perspektiven auf die Poetologie bibelepischen Erzählens.
Inhaltsverzeichnis:
1 Jesus und das Landrecht: Perspektiven auf reht in der Bibelepik 1.1 Erzählen von Gott vor Gericht: Zum Ausgangspunkt der Untersuchungen 1.2 Diu urstende, Christi Hort und das Evangelium Nicodemi im Spiegel der Forschung 1.3 Realitätsreferenz als Forschungsproblem 1.4 Text und Kontext: 'Recht' als Bezugsfeld 1.5 Vorgehensweise und Zielsetzung 2 Das lateinische Nikodemusevangelium: Zu 'Literatur und Recht' im Prätext 2.1 Charakteristika des Werks 2.2 Zur Forschungslage 2.3 Ausgestaltung der Prozesshandlung 3 Variationen der Rechtsthematik in Diu urstende, Christi Hort und demEvangelium Nicodemi 3.1 Das Nikodemusevangelium aus der Sicht des 'deutschen' Rechts: Anknüpfungspunkteund Irritationsmomente 3.2 Konrad von Heimesfurt, Diu urstende 3.3 Gundacker von Judenburg, Christi Hort 3.4 Heinrich von Hesler, Evangelium Nicodemi 3.5 Zur Hybridität der Erzählwelt4 Verfahren der kulturellen Aneignung in Diu urstende, Christi Hort und demEvangelium Nicodemi 4.1 Explizite kontextuelle Veran kerung 4.2 Implizite Adressierung zeitgenössischer Erfahrungswirklichkeit 4.3 Mediävalisierung der Heilsgeschichte 5 Externe Bezugsfelder von Diu urstende, Christi Hort und demEvangelium Nicodemi 5.1 geriht: Die Verantwortung des Richters 5.2 wârheit: Das Verhältnis von Offenbarungswahrheit und juristischerWahrheitsfindung 5.3 reht und ê: Gottes Recht auf Erden? 5.4 Das Spannungsverhältnis von diskursiver und narrativer Logik 6 Neuperspektivierung der Rechtsfragen in Rezeptionszeugnissen vonDiu urstende, Christi Hort und dem Evangelium Nicodemi 6.1 Die Passionskompilation, die Weltchronik Heinrichs von Münchenund Die Neue Ee6.2 Das Evangelium Nicodemi in Kompilationen mit Bruder Philipps Marienleben 6.3 Das (Klosterneuburger) Evangelienwerk des Österreichischen Bibelübersetzers 6.4 Die Prosafassung E des Nikodemusevangeliums 6.5 Hawich der Kellner, Sankt Stephans Leben7 Jesus und das Landrecht: Aspekte einer Poetologie bibelepischen Erzählens Abkürzungsverzeichnis Literaturverzeic hnis