Schwarze Jahreszeiten - Meine Kindheit im besetzten Polen
Verlag | WBG Theiss |
Auflage | 2018 |
Seiten | 272 |
Format | 16,0 x 22,3 x 2,4 cm |
Gewicht | 438 g |
ISBN-10 | 3806236631 |
ISBN-13 | 9783806236637 |
Bestell-Nr | 80623663A |
»Als ich die Erwachsenen zum ersten Mal von diesem geheimnisvollen »Ghetto« sprechen hörte, malte ich mir aus, es sei eine riesige Kutsche, gezogen von einem Dutzend Pferden. Dort würden wir einziehen. Es würde sicher lustig werden.«Doch der kleine Michal sollte bald lernen, dass »Ghetto« etwas ganz Anderes bedeutet.
Überleben im Warschauer Ghetto. Jahrzehnte später erinnert sich Michal Glowinski - mittlerweile ein bedeutender polnischer Literaturwissenschaftler - an seine Kindheit im besetzten Polen. Er erzählt eindrücklich: vom ausgemergelten Geiger, der in den Straßen des Ghettos ein Konzert von Mendelssohn spielt, von einem Schachspiel um Leben und Tod, von der Flucht aus dem Ghetto und dem Versteck der Familie in Warschau, von seiner Rettung und der Befreiung durch die Rote Armee. Immer wieder blickt Glowinski aus der Gegenwart auf diese schwarzen Jahre zurück. Wie konnte er überleben? Warum ausgerechnet er? Warum erinnert er sich - an die Farben und Gerüche im Ghetto, seine Nachbarn und Mitschüler? Was hat seine Erinnerung beeinflusst? Und warum hat er so vieles vergessen? Ein außergewöhnliches und ausgesprochen kluges Buch über die Shoah und das Erinnern.
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort von Michal Glowinski 9Bruchstucke aus dem Ghetto 11Das Wort 11Die Farbe 12Strasenszenen 14Anblicke des Todes 16Der Keller 18Der Weg zum Umschlagplatz 21Das Tortchen 25Emil 29Grosvaters Selbstmord 35Die Bohnen und die Geige 41Das Verlassen 49Der Lange 55Die schwarze Stunde 73Offene Abendgesprache 83Die Villa in der ulica Odolanska 91Das Haus unter den Adlern 101Eine Viertelstunde in der Konditorei 111Der rothaarige Jasio 117Der Tod von Schwester Longina 123An einem Sonntagnachmittag 131Eine Laus auf dem Barett, der Ornat und die Schuhe 149"Misjudeja" 165Ich habe den Heiland erschlagen 173Bucher, die ich in jungen Jahren nicht gelesen habe 187"Auch Deutsche sind Menschen" 197AnhangBilder aus dem Familienarchiv des Autors 221Anna Artwinska: Stufen der Erinnerung. Michal Glowinskis autobiographisches Schreiben uber die Shoah 231Die Herausgeber im Gesprach mit Michal Glowinski -"Schwarze Jahreszeiten" revisited 255Anmerkungen 266Abbildungsnachweis 272
Rezension:
»Neben der poetischen, bildreichen Sprache ist es vor allem Glowinskis Reflexion über die Funktionsweise der Erinnerung, die dieses Buch so lesenswert macht.« Frankfurter Allgemeine Zeitung »'Schwarze Jahreszeiten' ist eine kraftvolle Geschichte voller sprachlicher und bildlicher Details, aufrichtig und leidenschaftlich geschrieben.« The Slavic and East European Journal »'Schwarze Jahreszeiten' ist ein außergewöhnliches Buch in vielerlei Hinsicht - was allerdings keine Überraschung sein dürfte, für jemanden, der das Werk Michal Glowinskis kennt [...] Er ist ein herausragender Historiker und Literaturwissenschaftler.« New Polish Writing »Es gibt so viele faszinierend erzählte Episoden in dem Buch, dass man [...] fast sagen könnte, es ist trotz aller Tragik eine vergnügliche Lektüre.« Marcia Weiss Posner, Jewish Book Council »Obwohl der Autor von anderen Orten und Überlebensstrategien erzählt als Imre Kertész im Roman eines Schicksallosen, sind sich die Bücher ähnlich: die troc kene, beinahe lakonische Sprache baut eine Distanz zur eigenen Kindheit auf. Immer wieder sperrt er sich gegen eine Einordnung seiner individuellen Erinnerung in mittlerweile gut bekannte Zusammenhänge. Gerade dadurch wird glaubwürdig die Perspektive eines Kindes rekonstruiert, das die Welt der Erwachsenen im Schatten des Holocaust nur instinktiv zu verstehen vermochte.« Professor Wlodzimierz BORODZIEJ