Rhythmik im Fokus: Perspektivwechsel durch inklusionsorientierte Praxiserfahrung
Verlag | Reichert |
Auflage | 2025 |
Seiten | 250 |
Format | 17,0 x 1,3 x 24,0 cm |
Gewicht | 490 g |
Reihe | zeitpunkt musik |
ISBN-13 | 9783752008777 |
Bestell-Nr | 75200877A |
Praxiserfahrungen sind elementarer Bestandteil musikpädagogischer Studiengänge wie der Rhythmik/Musik und Bewegung. Die vorliegende qualitative Studie zeigt erstmals Entwicklungspotentiale in den Bereichen Pädagogik, künstlerisches Schaffen und Inklusion durch den Besuch eines inklusionsorientierten Praxisseminars im Fachbereich Rhythmik/Musik und Bewegung auf Seiten der Studierenden auf. Die Arbeit beginnt mit einer ausführlichen fachtheoretischen Hinführung, in der u. a. die Begriffe Inklusion, Behinderung und Konstruktivismus von verschiedenen Seiten diskutiert und in einen aktuellen Kontext gesetzt werden.
Marie Elisabeth "Mimi" Scheiblauer beginnt bereits in den 1920er Jahren ihre rhythmische Arbeit mit Menschen mit Behinderung. Ihr Menschenbild ist dabei von Wertschätzung geprägt. Dennoch ist das gemeinsame Musizieren mit Menschen mit Behinderung ohne therapeutische Absichten bis heute keine Selbstverständlichkeit.
Mit den in der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen festgeschriebenen Rechten auf Bildung und auf kulturelle Teilhabe hat sich Deutschland verpflichtet, jedem Menschen Zugang zu Bildung und Kultur zu ermöglichen. Dafür braucht es jedoch einen Strukturwandel an Bildungsinstitutionen. Hochschulbildung im Kontext von Inklusion beinhaltet also mindestens zwei Facetten: Erstens die Vorbereitung angehender pädagogischer Fachkräfte auf veränderte Zielgruppen und zweitens die Anerkennung von Menschen mit Beeinträchtigung als gleichberechtigte Teilnehmende an Lehrveranstaltungen. Die Hochschulrektorenkonferenz und der Verband deutscher Musikschulen erklären fol gerichtig: Die Lehrenden müssen sich im Rahmen ihrer Lehrtätigkeit auf veränderte Zielgruppen in den Seminaren einstellen und ihre Studierenden auf eben jene Wandlung im Hinblick auf ihre (zukünftige) Lehrtätigkeit vorbereiten. Zahlreiche Erfahrungsberichte aus musikpädagogischen Projekten zeugen von einzigartigen Erfahrungs- und Entfaltungsräumen bei Projekten mit inklusiver Ausrichtung.
Die Wirkung solcher Angebote auf Studierende des Lehramts ist bereits mehrfach wissenschaftlich erforscht. Weitestgehend unbekannt ist jedoch die Sicht der Musikhochschulstudierenden, die beispielsweise mit einem künstlerischen Schwerpunkt studieren oder als Instrumental- und Gesangspädagoginnen und -pädagogen an einer Musikschule tätig werden. Auch fehlt bislang ein Perspektivwechsel auf fachliche Qualifikationen, gemeint im Hinblick auf künstlerische und pädagogische Befähigungen. Bisherige Forschungsarbeiten untersuchen zumeist Fragen, die im direkten Zusammenhang mit dem Inklusionsbegriff stehen, also beispielsweise die persönliche Einstellung zu Menschen mit Behinderung oder zu Inklusion.
Die als Triangulation durchgeführte qualitative Studie beantwortet die Frage nach Entwicklungspotentialen in den Themenfeldern Pädagogik, Inklusion und künstlerisches Schaffen durch Besuch eines inklusionsorientierten Hochschulseminars der Rhythmik/Musik und Bewegung. Damit werden grundlegende Forschungslücken geschlossen. Zum einen nimmt sie einen Perspektivwechsel auf Musikhochschulstudierende ohne (offensichtliche) Beeinträchtigung und ohne Lehramt als Fach vor. Zum anderen ergänzt sie einen fachlichen Fokus, indem die Perspektive um die Frage nach künstlerischen Qualifikationen erweitert wird. Damit soll ein weiterer Schritt auf dem Weg zur selbstverständlichen Musizierpraxis von Menschen mit und ohne Behinderung an Hochschulen geschaffen werden.