Gräfin Gessler vor Gericht. - Eine mikrohistorische Studie über Gewalt, Geschlecht und Gutsherrschaft im Königreich Preußen 1750.
Verlag | Duncker & Humblot |
Auflage | 2019 |
Seiten | 291 |
Format | 16,3 x 23,8 x 2,1 cm |
Gewicht | 594 g |
Reihe | Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz. Forschungen 14 |
ISBN-10 | 3428152344 |
ISBN-13 | 9783428152346 |
Bestell-Nr | 42815234A |
Gräfin von Gessler schlug 1750 im Königreich Preußen eine Magd so grausam, dass diese starb. Vor Gericht rechtfertigte die Gutsherrin ihre Praktiken und wurde zum Tod verurteilt. Die mikrohistorische Studie rekonstruiert den 'Fall' und ordnet ihn in Diskurse um Geschlecht, Gutsherrschaft und Gewalt ein. Wie funktionierte "Herrschaft vor Ort" - wann, wo und warum wurde sie dysfunktional? Im Spannungsfeld von Herrschaftsansprüchen und ihrer sozialen Akzeptanz wird Gewalthandeln - auch geschlechtergeschichtlich - analysiert.
Im Jahr 1750 wurde die Gutsherrin Eleonora Gräfin von Gessler im Königreich Preußen durch ihre Untertanen angeklagt, die Magd Anna Deppin, so grausam geschlagen zu haben, dass diese starb. Sie rechtfertigte ihre Gewalthandlungen in einem aufwändigen Gerichtsprozess, in welchem sie zum Tode verurteilt wurde. Die Studie rekonstruiert Gerichtsverfahren und Umstände des Geschehens und ordnet sie in die zeitgenössischen Diskurse um Geschlecht, Gutsherrschaft und Gewalt ein. Der mikrohistorische Zugang bietet multiperspektivische Einblicke in die Funktionsweisen von Gutsherrschaft und die Legitimierung / De-Legitimierung von Gewalt. Wie funktionierte "Herrschaft vor Ort" und warum wurde sie wann dysfunktional? Im Spannungsfeld von Herrschaftsansprüchen und ihrer sozialen Akzeptanz wird vor allem Gewalthandeln - auch geschlechtergeschichtlich - analysiert. Zudem werden zahlreiche Legitimitätsdiskurse, etwa um Erziehung, Grausamkeit und Medizin im größeren Zusammenhang diskutiert.
Inhaltsverzeichnis:
I. EinleitungII. Annäherung an Ort und Zeit: ein landeskundlicher und sozialgeschichtlicher AbrissIII. Die Gesslerschen Güter und der AdelshofPerkau und seine topographische Lage - Perkau und seine Bewohnerinnen und BewohnerIV. Das Setting im Jahr 1750 'Abwesenheitsnotizen': die räumliche Verortung Leopold Graf von Gesslers - Das soziale Umfeld Eleonora Gräfin von Gesslers - Die Bewirtschaftung und Jurisdiktion der GüterV. Der Tod Anna DeppinsUm sechs »nach der Perkauschen Stuben Uhr«: der Todestag in drei Erzählungen - 'De- Legitimations-Schritte' auf dem Weg zum Prozess - 'De-Legitimationsstrategien' im ProzessVI. Herrschaft, Geschlecht und Gewalt in der GutsherrschaftFreybrief und Fesseln: Erbuntertänigkeit - Pfefferkuchen und Peitsche: Untertanenhierarchien - Züchtigung - Untertanenbindung in der Gutsherrschaftspraxis: ein ZwischenfazitVII. Die Gesslersche Gutsherrschaft nach dem Gerichtsprozess gegen Eleonora Gräfin von Gessler: SchlussfolgerungenVIII. Quellen- und Literaturv erzeichnisUngedruckte Quellen aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStA PK) zur Prozessakte - Ungedruckte Quellen außerhalb der Prozessakte - Gedruckte Quellen und LiteraturRegister der Orts- und Personennamen
»Gender, Power and Microhistory«In her study, Köntgen unfolds a vibrant picture of violence and abuse of power executed by a female squire in 18th century, in one case leaving a servant dead. By applying a microhistorian approach to a vast amount of sources, the study reveals a stunning variety of physical abuse and emotional humiliation in Prussian 'Gutsherrschaft'. In baring an unknown range of social (dys-)functionalities at Prussian manors from a subaltern view, the study offers new readings of social and power dynamics.