Denn Bleiben ist nirgends - Die Freiheit des Rainer Maria Rilke in einer (Selbst)betrachtung durch Lou Andreas-Salomé kaleidoskopiert
Verlag | PalmArtPress |
Auflage | 2025 |
Seiten | 232 |
Format | 13,0 x 2,0 x 18,5 cm |
Mit Lesebändchen | |
Gewicht | 333 g |
ISBN-13 | 9783962582081 |
Bestell-Nr | 96258208A |
Um dessen immenses Werk zu deuten, schlüpft der Philosoph, Autor und Publizist Hans Christian Meiser, der über Rilke promoviert hat, in die Rolle von Lou Andreas-Salomé, der großen Liebe des berühmten Dichters. In einer (Selbst)darstellung kaleidoskopiert er durch ihre Augen Rilkes Suche nach dem impliziten Erfahren subjektiver Freiheit - und er tut dies anhand der drei großen Rilke'schen Lebensthemen "Schöpferisches Einsamsein", "Eigener Tod" und "Besitzlose Liebe". Aus seiner Betrachtung heraus entsteht ein neues Bild dessen, der wie kein anderer als Künstlerphilosoph die Flüchtigkeit allen Seins zu bestimmen wusste: "Denn Bleiben ist nirgends."
Leseprobe:
Ich, Ljola von Salomé, genannte "Lou", wurde oft gefragt, was mich an Rilke derart faszinierte, dass ich ihm von jenem Tag, an dem wir uns kennenlernten, bis zu seinem Abschied von dieser Erde, inniglich verbunden blieb. Diese Seiten sollen Aufschluss darüber geben, weshalb ich mich, die vierzehn Jahre ältere, verheiratete Frau, zu diesem Rainer, der ja fast noch ein Jüngling war, als wir uns einander hingaben, angezogen fühlte wie ein Kirchturm von einem Blitz. Aber ich will nicht nur darüber sprechen, sondern auch, welche Motive René Maria, wie er wirklich hieß (den "Rainer" erhielt er von mir, es klang männlicher), bewegten, das zu schaffen, was er schuf, und so zu leben wie er es als sein Ideal ansah. Es war nicht einfach, seine Seele zu erschließen, aber ich wusste schon bei unserem ersten Treffen in der Wohnung von Jacob Wassermann, dass ihn und mich etwas verband, das Bestand haben würde, etwas, das den Moden der Zeit überlegen war und das uns beiden so etwas wie ein ewig es Andenken bescheren würde. Rainer brauchte viel Liebe. Vielleicht mehr als jeder andere Mensch. Auch ich bedurfte ihrer, aber ich nahm sie mir, wann immer mir danach war. Nicht so Rainer. Er wollte um seiner selbst willen geliebt werden, weil er ER war. Sicherlich brauchen alle Menschen Liebe, aber es genügt ihnen das Maß, das sie von Eltern, Partnern oder wem auch immer, erhalten.Nicht so Rainer. Er wollte mehr. Die Liebe war für ihn Weg und Ziel zugleich. Sie war der Motor in seinem Geist, sie hielt ihn wach, sie machte ihn lebendig. Deshalb musste er mich lieben. Und ich gab ihm, was er sich ersehnte.