Öffentlichkeit als Waffe - Schmähschriften als Mittel des Konfliktaustrags in Kursachsen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Verlag | UVK |
Auflage | 2024 |
Seiten | 423 |
Format | 15,8 x 3,3 x 22 cm |
Gewicht | 713 g |
Reihe | Konflikte und Kultur - Historische Perspektiven 41 |
ISBN-10 | 3739832037 |
ISBN-13 | 9783739832036 |
Bestell-Nr | 73983203A |
Die Studie untersucht den Einsatz von Schmähschriften als weit verbreitetes Phänomen vormoderner Streitkultur, das hilft, ein neues Licht auf die Strukturen und Dynamiken frühneuzeitlicher Öffentlichkeit zu werfen. Fallstudien zur Praxis des Libellierens ermöglichen die Untersuchung öffentlicher Kommunikation auf der Mikroebene, belegen die eskalativen Potentiale dieses Instruments des Konfliktaustrags und verweisen auf die Existenz und Bedeutung einer öffentlichen Meinung avant la lettre.
Klappentext:
Schmähende Schriften stellten in der Frühen Neuzeit ein nahezu allgegenwärtiges Instrument des Konfliktaustrags dar. Sie kamen in vielfältigen Formen und unterschiedlichsten Situationen zum Einsatz: In persönlichen Nachbarschaftsstreitigkeiten, als Mittel des Protests und der Obrigkeitskritik oder in territorialpolitischen Großkonfliktlagen. Da die Herabsetzung durch libelli famosi stets publikumsbezogen inszeniert wurde, bietet die Analyse von Schmähschriftenkonflikten nicht nur einen Einblick in vormoderne Streitkulturen, sondern auch einen Zugang zu Strukturen und Dynamiken frühneuzeitlicher Öffentlichkeit.Auf der Grundlage von Kriminalakten erstellte, mikrohistorische Fallstudien zeigen, wie Schmähschriften eingesetzt und verbreitet wurden, welche Effekte sie zeitigten und wie Betroffene sich gegen die oft anonymen, öffentlichkeitswirksamen Angriffe zur Wehr setzten. Die Studie verdeutlicht den Sonderstatus der Schriften im Repertoire der damaligen Mittel eines ehrbezogenen Ko nfliktaustrags, der bedingt war durch eine neuartige Öffentlichkeitssensibilität am Beginn der Frühen Neuzeit, und verweist auf die Existenz einer öffentlichen Meinung avant la lettre.
Inhaltsverzeichnis:
EinleitungStreit, Ehre, Öffentlichkeit - Perspektiven der ArbeitMethodisches: Die Logik der FallstudienHistorischer Kontext: Kursachsen in der zweiten Hälfte des 16. JahrhundertsDie Behandlung von Schmähschriften in GesetzeswerkenFallstudien:I) Zwei anonyme Pasquille in Leipzig 1588. Grundlegendes zu Funktion und Verbreitung von Schmähschriften in der frühneuzeitlichen StadtII) Die Scheltbriefe des Andreas Langener in Dresden 1569. Schmähschriften als Weapons of the Weak und die Bedeutung mündlicher KommunikationIII) Johann Offneyers Pasquillus gegen den Zwickauer Stadtrat 1599. Die Wirkung obrigkeitskritischer Schmähschriften als Streitmittel mit SonderstatusIV) Eine Schmähschriftenkampagne in der Grafschaft Mansfeld 1590/91. Pasquille und Zettel im Kampf gegen die LandesherrschaftZusammenfassung - 13 Thesen zur SchmähschriftenpraxisQuellen- und LiteraturverzeichnisEdition der behandelten Schmähschriften