Tiere - Roman | Die aufregendste literarische Stimme aus den Niederlanden
Verlag | Ullstein HC |
Auflage | 2024 |
Seiten | 448 |
Format | 13,6 x 4,4 x 21,2 cm |
Gewicht | 498 g |
ISBN-10 | 3550202636 |
ISBN-13 | 9783550202636 |
Bestell-Nr | 55020263A |
»Es gibt Bücher, an denen kommt man einfach nicht vorbei. Tiere ist so ein Debütroman. Einschüchternd gut.« PaagMag
Am Rand eines abgelegenen Dorfes im Achterhoek liegt der Bauernhof der Familie Keller, vom Dorf gleichermaßen gefürchtet wie verachtet. Landwirtschaft wird hier schon lange nicht mehr betrieben, Tiere gibt es trotzdem: die illegale Nerzzucht des Großonkels. Auch als Isa längst den Hof verlassen hat und zum Studieren in die Stadt gegangen ist, verfolgt sie das Fiepen der Tiere noch bis in den Schlaf. Dann holt sie ein Anruf zurück ins Dorf: Ihr Vater ist verschwunden. Die Suche nach ihm wird zu einer Suche nach ihrer eigenen Identität. Und nach der Wahrheit über ihre Familie.
»Wer weiß nun in Wahrheit, was die Wahrheit ist: derjenige, der bis über beide Ohren in seinem eigenen Leben drinsteckt oder die Gemeinschaft, die aus der Distanz den Überblick über das Ganze hat, die sehen kann, dass man, obwohl man selber verdammt genau weiß, dass man keine Fl öhe hat, auf irgendeine Art eben doch Flöhe hat.«
»Tiere hat alles, was ein gutes Rennen ausmacht: Schnelligkeit, gefährliche Kurven und ein fiebriges Finale. Die Geschichte ist rasant und dunkel, aber stets durchdrungen von der Zärtlichkeit für die Figuren.« Daniel Schulz
Leseprobe:
Wer nun in Wahrheit weiß, was die Wahrheit ist: derjenige, der bis über beide Ohren in seinem eigenen Leben drinsteckt oder die Gemeinschaft, die aus der Distanz den Überblick über das Ganze hat, die sehen kann, dass man, obwohl man selber verdammt genau weiß, dass man keine Flöhe hat, auf irgendeine Art eben doch Flöhe hat.
Die wichtigsten Entscheidungen im Leben sind überhaupt keine Entscheidungen.
Früher, zu Hause, da hatte sie noch Rückgrat, eine unverwüstliche Wirbelsäule aus Stahl, die sie aufrecht hielt, wenn es schwierig wurde, wenn ihre Klassenkameraden sie auf einen weiteren Ableger ihrer Sippschaft reduzierten, auf eine weitere Versagerin. Unfassbar, wie ihr Rückgrat in den letzten Monaten zerbröselt ist, Wirbel für Wirbel, jedes Mal, wenn sie gelogen und sich anders gegeben hat, als sie wirklich ist, jedes Mal, wenn sie versucht hat, ihren Akzent zu kaschieren, jedes Mal, wenn sie zu Ervas Moralpredigten treubrav genickt hat, obwohl sie d eren Meinung gar nicht unbedingt teilte.
Sie ist hierhergekommen, um der Mensch zu werden, der sie all die Jahre schon hätte sein sollen, ohne von einem Nachnamen zurückgepfiffen zu werden, der allen verrät, dass dein Vater ein Versager ist, dein Onkel ein Tiermörder und dein Großvater ein Knastbruder. Und auch, wenn das in vielerlei Hinsicht genau der Ort ist, den sie gesucht hat, der Ort, an dem ihr im Prinzip niemand mehr im Weg steht, hat sie doch einen großen Teil von sich selbst eingebüßt, noch nie war sie so unsicher wie in den letzten Monaten.
crossen ist das leben, oder wie war das noch, rennen fahren ist das wahre leben, und alles davor und danach besteht aus warten. es ist verflucht noch mal alles, was wir haben.