Die Schuldfähigkeit substanz- und glücksspielabhängiger Täter bei Beschaffungsdelikten. - Eine Integration der Ergebnisse neurowissenschaftlicher Suchtforschung in die Schuldfähigkeitsbeurteilung nach kompatibilistischem Verständnis.. Dissertationsschrift
Verlag | Duncker & Humblot |
Auflage | 2020 |
Seiten | 187 |
Format | 15,9 x 1,1 x 23,6 cm |
Gewicht | 296 g |
Reihe | Schriften zum Strafrecht 364 |
ISBN-10 | 342818114X |
ISBN-13 | 9783428181148 |
Bestell-Nr | 42818114A |
In Abkehr von der Rechtsprechung des BGH entwickelt Paul Wissel einen neuen Ansatz zur Beurteilung der Schuldfähigkeit substanz- und glücksspielabhängiger Täter bei Beschaffungsdelikten. Ausgehend von einem Begriff von Schuldfähigkeit, der mit der Unbeweisbarkeit von Willensfreiheit im indeterministischen Sinne kompatibel ist, werden die aktuellen Erkenntnisse neurobiologischer Suchtforschung gewürdigt und die Kriterien für die Beurteilung von Abhängigkeitsstörungen herausgearbeitet.
Klappentext:
Trotz beachtlicher Fortschritte in der Suchtforschung hält der Bundesgerichtshof in seiner Rechtsprechung seit Jahrzehnten unverändert an der These fest, dass Abhängigkeitsstörungen die Schuldfähigkeit des Täters bei Beschaffungsdelikten grundsätzlich nicht beeinträchtigen können. Dazu statuiert er ein Konzept von Ausnahmen, deren Anwendung erhebliche Probleme aufwirft. Diesem Ansatz stellt Paul Wissel ein neues, die aktuellen Erkenntnisse neurobiologischer Suchtforschung integrierendes System gegenüber. Unter Zugrundelegung eines Begriffs von Schuldfähigkeit, der mit der Unbeweisbarkeit von Willensfreiheit im indeterministischen Sinne kompatibel ist, werden die Kriterien für die verschiedenen Schritte der Beurteilung einer Substanz- bzw. Glücksspielabhängigkeit herausgearbeitet. Dabei zeigt sich, dass Abhängigkeitsstörungen hinsichtlich nicht besonders schwerwiegender Beschaffungstaten regelmäßig zu einer erheblichen Verminderung der Schuldfähigkeit führen.
Inhaltsverzeichnis:
A. Einleitung
Neurowissenschaften, Willensfreiheit und Schuld - Begriffsbestimmung Abhängigkeit - Abhängigkeitsstörungen und Kriminalität - Gang der Untersuchung
B. Wissenschaftliche Standards zu Abhängigkeitsstörungen
Suchtverständnis: eine Frage der Perspektive - Neurobiologie von Abhängigkeit - Klassifizierung von Abhängigkeit - Praktische Feststellbarkeit einer forensisch relevanten Abhängigkeitsstörung - Zwischenergebnis
C. Die Rechtsprechung des BGH zur Schuldfähigkeit abhängiger Täter
Die ständige Rechtsprechung zur Schuldfähigkeit substanzabhängiger Täter - Die ständige Rechtsprechung des BGH zur Schuldfähigkeit glücksspielabhängiger Täter
D. Alternative Beurteilung der Schuldfähigkeit abhängiger Täter
Ausgangspunkt der Schuldfähigkeitsbeurteilung - Die Fähigkeit zu einem rationalen Entscheidungsprozess als psychologisches Substrat der Schuldfähigkeit - Das für die Schuldfähigkeit hinreichende Ausmaß an Rationalität - Berücksichtigung von Vorverschulde n bei Abhängigkeitsstörungen
E. Maßregeln der Besserung und Sicherung bei Abhängigkeitsstörungen
Unterbringung in einer Entziehungsanstalt gemäß § 64 StGB - Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus gemäß § 63 StGBF.
Zusammenfassung und Fazit
Literaturverzeichnis
Stichwortverzeichnis
Klappentext:
»The Culpability of Substance- and Gambling Addicted Persons in Procurement Offences. An Integration of the Results of Neuroscientific Addiction Research into the Assessment of Guilt According to Compatibilistic Understanding«
In contrast to the jurisdiction of the Federal Court of Justice, Paul Wissel develops a new approach to the assessment of the culpability of substance- and gambling addicted persons in procurement offences. Starting from a concept of culpability that is compatible with the unprovability of freedom of will in an indeterministic sense, he addresses current findings in neurobiological addiction research and elaborates the criteria for the assessment of addiction.