Ändere deine Welt - Wie ein Bauer zum Fluchthelfer wurde
Verlag | Rotpunktverlag |
Auflage | 2022 |
Seiten | 264 |
Format | 14,4 x 1,8 x 20,5 cm |
Klappenbroschur | |
Gewicht | 326 g |
ISBN-10 | 3858699454 |
ISBN-13 | 9783858699459 |
Bestell-Nr | 85869945A |
Dieses Buch ist das außergewöhnliche und bewegende Zeugnis eines Mannes, der sich gegen den Zynismus der Behörden auflehnt. Eigentlich wollte Cédric Herrou, der Welt überdrüssig, ein einfaches und zurückgezogenes Leben als Olivenbauer im abgeschiedenen Royatal führen. Doch dann sah er immer mehr Geflüchtete an der französisch-italienischen Grenze stranden, wenige Kilometer von seinem Hof entfernt. Er sah, wie die Polizei sie systematisch - und widerrechtlich - an der Weiterreise hinderte. Und er sah das Elend und Leid in den Augen dieser Menschen. Wie viele andere hätte er seine Tür geschlossen halten und wegschauen können, entschied sich aber dafür, im Namen der Menschenwürde diesen Vertriebenen und Misshandelten zu helfen. Er brachte sie auf seinem Hof unter und fuhr sie zum nächstgrößeren Bahnhof, von wo aus sie ins Landesinnere gelangen konnten. Schritt für Schritt baute er seine Aktivitäten aus. Zunächst sammelte er im Internet Spenden für den Kauf eines größeren Autos, dann verwandelte er sein Zuhause in ein improvisiertes Empfangszentrum, wo Geflüchtete dank seines hartnäckigen juristischen Kampfes schließlich auch ein Asylgesuch stellen konnten. Sein Engagement, über das immer mehr nationale wie internationale Medien berichteten, trug ihm zahllose Verhaftungen und Prozesse ein. Gleichzeitig machte es ihn zum Gesicht des zivilgesellschaftlichen Widerstands gegen die unmenschliche Abschiebungspraxis des französischen Staates im Royatal. "Ändere deine Welt" liest sich spannend wie ein Krimi. Die Autobiografie zeichnet die persönliche Entwicklung Herrous vom apolitischen Punk über den eremitischen Bauern zum Migrationsaktivisten in den Jahren 2015 bis 2020 nach.
Leseprobe:
Ich saß zurückgezogen oben auf meinem Berg, mit meinen Hühnern und Olivenbäumen, und plötzlich brach die Welt bei mir ein. Durch mein Royatal, zwischen Italien und Frankreich, stiegen Schatten herauf und riskierten dabei ihr Leben. Anfangs schaute ich weg. Dann habe ich eines Tages unterwegs eine Familie aufgelesen, und die Schatten wurden nach und nach zu meinem Licht. Sie flohen vor Krieg, Elend, Diktatur, waren in der libyschen Wüste dem Tod begegnet, im Mittelmeer dem Ertrinken entgangen. Angesichts ihres unbeirrbaren Schrittes fragte ich mich: Darf man jemanden abweisen, nur weil er nicht ist wie wir? Seit 2016 habe ich Tausende Exilierte bei mir aufgenommen. Ich habe diesen schattenhaften »Reisenden« geholfen, ihren Weg fortzusetzen und ihre Rechte geltend zu machen. Doch ich hatte die Gewalt des Staates nicht vorhergesehen, der sich immer neue Repressalien ausdachte. Dabei erfüllten wir mit unserer Aktion nur Aufgaben, die er selbst hätte übernehmen müssen. Ich wurde in Pol izeigewahrsam genommen, es gab Prozesse, Hausdurchsuchungen, Festnahmen. Meistens war der Staat im Unrecht und wurde verurteilt. Hunderte Male. Bis der Verfassungsrat im Sommer 2020 das Prinzip der Brüderlichkeit anerkannte, ein entscheidender Fortschritt. Diese Jahre haben mein Leben verändert. Ich bin kein Held, sondern ein Durchschnittsbürger ohne jede Neigung zum Aktivismus, einfach ein dickköpfiger und entschlossener Herrou, der keine Lektion zu erteilen hat, es sei denn diese: Vor dem Versuch, die Welt zu verändern, hat jeder zumindest die Macht, seine eigene zu verändern.