Wolfskinderringe (cc - carbon copy books, Bd. 13) - Erzählungen
Verlag | Tropen |
Auflage | 2008 |
Seiten | 160 |
Format | 14,0 x 1,4 x 19,0 cm |
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur | |
Gewicht | 220 g |
Reihe | Carbon copy books (cc) 13 |
ISBN-10 | 3608500529 |
ISBN-13 | 9783608500523 |
Bestell-Nr | 60850052A |
In seinem Debüt ?»Wolfskinderringe«? legt der junge Autor Kevin Vennemann neun Erzählungen vor, die sich durch sorgfältige Beobachtung und realistische Beschreibung auszeichnen, zugleich aber oft märchenhaft-geheimnisvoll wirken.
Klappentext:
Durch alle Geschichten zieht sich eine Reihe seltsamer, traumartiger Begegnungen, in der sich schüchterne Anziehung und Fremdheit zu einer kindlichunschuldigen Form von Liebe mischen. Oft steht ein scheinbar abwegiger Ausgangspunkt am Beginn einer Geschichte:
Regenkreuzer - alle Fans verlassen mit dem verkauften Baseballteam die Stadt.
Unter Zeiten - einmal in der Woche muß das Klavier in den Hof getragen werden, um darauf die Nacht zu spielen.
Und so war die Sache mit dem Kornfeld - ein Stück Brot kann für eine Beziehung von entscheidender Bedeutung sein.
Nur ein kleines Stück auf der Linie - auch auf einer Rattenlinie blühen Blumen.
Einer, der aus Laramie war, hob den Arm - wenn man immer vergißt, danke zu sagen, kann das böse Folgen haben.
49 Wichtelworte - bevor ein Wicht ehrenvoll in den Süden abwandern darf, muß er wie die Eskimos 49 Wörter für Schnee kennen.
Als letztes Wort niemals - als Kind träumte er von einer Holzveranda wie aus Bonanza.
Wen n Mädchen mitspielen, verliert man meistens - auch wenn der Trainer das partout nicht wahrhaben will.
Leseprobe:
Einer, der aus Laramie war, hob den Arm und zielte. Er zielte genau, er wollte treffen, er war aus Laramie. Willy, sein Name. Er saß am Küchenfenster, die Straße war breit und schwarz, ein gewölbter Hügel lag dahinter, einem Schinken gleich, mit Mais garniert. Mais baut man viel an in dieser Gegend, Gerste und Roggen ab der Rückseite des Schinkens. Auf dem Hof stand das Vieh - ein Pferd, ein Schwein, eine Kuh. Eine armselige Gegend. Willy aus Laramie zielte auf den Bauernhof links, auf die Scheune aus roten Backsteinen, er hatte sie gebaut. Willy zielte auf die Scheune, auf den Heuschober im Giebel, etwas Heu lag schon darin. Noch mehr Heu zogen sie über ein Fließband hinauf, der Junge im offenen Giebel, ein Traktor am Boden, der Motor lief. Im letzten Jahr hatte auch Willy noch Heu einholen geholfen, und vier Jahre zuvor den ganzen Sommer geopfert, die rote Scheune fast alleine fertiggestellt. In Laramie hatte Willy mauern gelernt, er nannte die Scheune sein Meisterwerk, der Bauer war sein Nachbar. Willy selbst war kein Bauer, er besaß eine Wiese, ein Pferd, eine Kuh, alle paar Jahre ein Schwein. Einen kleinen Heuschober, gefüllt mit genug Heu für das Pferd, die Kuh, das Schwein alle paar Jahre. Für eine eigene Scheune fehlte ihm das Geld, also hatte er die Scheune des Bauern mit großer Freude gebaut, und ebenso große Freude hatte er auch immer schon am Heu einholen gehabt: die Sonne, der Schnaps, das Brot, der Schinken, die Magd. Willy hatte die Scheune gebaut, nun zielte er auf sie, dem Jungen zwischen die Augen. Der Schober war fast voll, auf dem Küchentisch vor Willy eine runde Bonbondose randgefüllt. Schrot darin. Zwei stecknadelkopfgroße Trichter mit ihren spitzen Enden aneinander gesteckt: Schrot. Echter Laramie-Schrot, und der Bauer Willys Nachbar. Er war sein Freund gewesen ...