Verletzungen und Unversehrtheit in der deutschen Literatur des Mittelalters - XXIV. Anglo-German Colloquium, Saarbrücken 2015
Verlag | Francke |
Auflage | 2020 |
Seiten | 311 |
Format | 17,5 x 24,1 x 2,7 cm |
Gewicht | 716 g |
ISBN-10 | 3772086543 |
ISBN-13 | 9783772086540 |
Bestell-Nr | 77208654A |
Wie gehen mittelalterliche literarische Werke und Sachtexte mit körperlicher und mentaler (Un-)Versehrtheit um? Die modernen Begriffe "Verletzungen" und "Unversehrtheit" eröffnen ein Themenfeld, dessen lexikalisch-semantische Aufarbeitung im vorliegenden Sammelband erstmalig versucht wird. Darüber hinaus bieten die interdisziplinären Beiträge philologische, theologische und medizinhistorische Ansätze mit Schwerpunkten auf den Bereichen Religion, Krieg und Kampf sowie minne. Es zeigt sich, dass geistliche Werke des Mittelalters eine eigentümliche Mischung von Hinweisen enthalten, die Verletzung etwa im Sinne der physischen Folter der Heiligen bejahen, und solchen, die Unversehrtheit positiv werten. Auch im weltlichen Bereich kann Verwundung einerseits als Auszeichnung, andererseits aber als Schmach gedeutet werden - sowohl in physischer, kriegerischer Auseinandersetzung als auch im seelischen minne-,Kampf'. Der Sammelband bietet so ein facettenreiches Bild des mittelalterlichen Umg angs mit der anthropologischen Grundkonstante der Verwundbarkeit des Menschen.
Inhaltsverzeichnis:
Sarah Bowden, Nine Miedema & Stephen Mossman: Einleitung Wolfgang Haubrichs: leid, harm und sêr. Zur Geschichte eines semantischen Komplexes der VerletzungSimone Schultz-Balluff: Das Wissen über Wunden. Zu Verwendungsweisen, Semantisierung und Konzeptualisierung von ahd. wunti/as. wunda/mhd. wundeChristoph Huber: Wohnen in der Wunde. Zu einem passionsmystischen MetaphernkomplexRacha Kirakosian: Wie man got verwunden sol mit einem ougen. Zur passionsmystischen Buchschriftlichkeit und Liebesverwundung durch das Auge im Botten der götlichen miltekeit Elizabeth Andersen & Henrike Lähnemann: Heilige Wunden. Passionsfrömmigkeit im niederdeutschen FrühdruckSimon Falch: Verletzungen in Heiligenlegenden. Strategien der Gedächtniswahrung im Kontexthagiographischer Sammlungen des Spätmittelalters Anne Simon: Gegeißelt, enthauptet und glorifiziert. Verletzung und Unversehrtheit in der Barbaralegende Timothy R. Jackson: Versehrtheit, Unversehrtheit und der auferstandene Körper Christian Rohr: Unfälle und Lawinen. Verletzungsgefahren mittelalterlicher Reisender im alpinen Bereich Ortrun Riha: Verwundungen aus der Sicht mittelalterlicher Chirurgen. Möglichkeiten und Grenzen der Behandlung Sandra Linden: lazet mich unverseret! Zur Darstellung und Problematisierung körperlicher Züchtigung in EhestandsmärenSonja Kerth: diu lücke ist ungeheilet, / die mir jâmer durh'ez herze schôz. Traumaerzählungen in der deutschen Dichtung des Mittelalters Annette Gerok-Reiter: Versehrtheit. Formen und Funktionen eines Motivs in der frühen Lyrik Jan Stellmann: leitlîche blicke. Sehen und Liebeskrankheit bei Heinrich von Morungen Annette Volfing': Hadlaubs beißende Dame. Minnesang und vagina dentata Michael Stolz: The Vulnerable Text. Verwundbarkeit als anthropologisches und textuelles Phänomen in Wolframs Parzival Personen- und WerkregisterHandschriftenregister