Verlag | Klett-Cotta |
Auflage | 2001 |
Seiten | 174 |
Format | 13,3 x 1,9 x 21,1 cm |
Gewicht | 304 g |
Übersetzer | Waltraud Hüsmert |
ISBN-10 | 3608934952 |
ISBN-13 | 9783608934953 |
Bestell-Nr | 60893495A |
»Meisterhaft, gemein und barmherzig« de Volkskrant
Klappentext:
Komprimiert und doch mit leichter Hand inszeniert Hugo Claus den Verlauf eines Wahns. Was im Verhör Noëls durch einen alten Kommissar ans Tageslicht kommt, ist das Psychogramm einer Kleinstadt-Gesellschaft, spießig und heimtückisch. Judith, die Tochter einer Prostituierten, die von algerischen Fundamentalisten verfolgt wird; ein aalglatter Rechtsanwalt; unter der Hand weitergegebene Fotos von kleinen Mädchen; die schlimme Söldner-Vergangenheit des Bruders von Noël - das sind die Ingredienzen in diesem irrwitzigen Spiel, bei dem mehrere Menschen ihr Leben verlieren. Noël räumt auf, und er hinterläßt dabei eine breite Blutspur.
»Prophetisch«, nannte das Handelsblad diesen Roman, »verblüffend und imponierend«. Angelehnt an reale, ganz Europa schockierende Ereignisse in seinem Land, rechnet Claus auf seine unnachahmliche Weise mit der Unschuld ab. Und das mit einem Humor, dem das Lachen gleich nah ist wie das Entsetzen.
Leseprobe:
"Wo hast du geheiratet?" fragte sie. "Im Rathaus von Alegem." "Und wo hast du den Abend deiner Hochzeit verbracht? Den zwölften Oktober?" "In mehreren Kneipen, im Stillschweigen, im Derby, im Fantasia. Und was danach war, weiß ich nicht mehr." "In der Bar Tricky." "Das glaube ich nicht. Ich steh nicht auf Huren." "Du bist in der Bar Tricky eingeschlafen." "Wer?" "Du. Und deine frisch angetraute Frau Alice. Und noch jemand. Und dieser Jemand war Nedjma. Und Nedjma war fruchtbar. Sie hatte drei Kunden an diesem Tag, dem zwölften Oktober. Und einer davon war auserkoren. Der liebste. Meneer Obergut." "Niemals." "In dem Louis.seize-Zimmer, das Camilla nach den Fotos aus der Zeitschrift Öffentlicher Kunstbesitz eingerichtet hatte."
Das war sonderbar. Ich träume nämlich manchmal, wenn ich nicht von der Meute Doggen träume, von einem nobel eingerichteten, cremefarbenen Zimmer, und im Himmelbett liegen zwei Frauen. Eine weiße und eine dunklere. Beide küssen mich. Ich lasse es geschehen. Stundenlang. Ich kann nicht genug davon bekommen. Ich streichle sie, schlecke sie ab. Ich sage sogar wie ein kleiner Junge, mit meiner Stimme von vor dem Sturz: "Ich hab eine Frau aus Vanille- und eine aus Schokoladeneis."
Dann begann Judith zu sterben. Sie schrie so laut, daß ich ihr ein nasses Spültuch vor den Mund hielt.
Dann hab ich die Polizei angerufen und gebeten, daß sie bei Ihnen anrufen. Weil Sie mich am besten kennen.
Mijnheer Blaute.
Ja, Noël.
Bin ich nun so ein Serien... ein Serien... über den die Zeitungen schreiben?
Was solltest du sonst sein?
Wenn ein Hund einmal Menschenfleisch gefressen hat, muß man ihn töten. Ich will dieser Hund sein. Man muß mich töten.
Ist das alles?
Das ist alles.