Still und starr ruht die Spree
Berliner Weihnachtskrimis
Für spannende Lektüre unterm Weihnachtsbaum sorgen in diesem Band 15 phantasievolle Weihnachtskrimis von überaus begabten Autorinnen und Autoren.
Vielfältige Gelüste, darunter nicht selten mörderische, lassen sich perfekt verbergen in Häusern voll vordergründig festlicher Vorfreude und in berüchtigten Stadtvierteln mit zweifelhaftem Ruf.
Die verheißungsvoll in Rotgold geschmückte Feinschmeckeretage des KADEWE zeigt sich als unheilvoller Treffpunkt, das KLÄRWERK SPANDAU ist wider Erwarten wahrlich keine feierliche gute Stube, und in der AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN nimmt die Liebe zwischen bunten Reagenzgläsern einiges auf sich. In den Häuserschluchten der Stadt mit ihren braven Familien herrscht in der Tat alles andere als festliche Verzückung.
Viel Vergnügen bei Grusel und Grauen!
Klappentext:
Mörderische und andere Gelüste in festlichen Stadtvierteln und zwielichtigen Häusern.
Inhaltsverzeichnis:
An Weihnachten gehört der Mann in die Familie (Christian Bartel), Heiligabend beim Abfischer (Michael von Swiontek), Der Gast (Tanja Dückers), Die Stimme des brodelnden Blutes (Brigitte Hähnel), Stille Nacht in der Trommel (Albrecht Piper), Lores Luder (Petra Nouns), Santas Palace (Birgit Jochens), Still ruht der See (Barbara Gantenbein), Weihnachtsleichen (Jiri Polak), Rotkohl aus dem Glas (Britt Reißmann), Hummer Thermidor (Nora Lachmann), Ein für alle Mal (Petra Miersch), Blonder Emir (Barbara Ahrens), Eisdielenmann (Tom Ines), Der Zahnarzt (Viktoria Korb).
Leseprobe:
Ich gehe hoch in meine Wohnung und ziehe den Schlafanzug an. Will einschlafen, kann aber nicht, weil ich immer an Hanuman denken muss und an seine Frau. Die große dunkelhaarige Frau vom Affengott. Schöne Frau.
Das Licht geht an bei Hanumans Frau. Sie steht auf, geht durchs Schlafzimmer, durchs Wohnzimmer, hin zur Wohnungstür. Ich kann nichts sehen zuerst, dann doch. Es kommt jemand herein. Zitsche steht im Wohnzimmer. Er hat Schnaps in der Hand, eine ganze Flasche, und versucht ein nettes Gesicht zu machen. Hanumans Frau glaubt ihm das Gesicht aber nicht, sie schaut suchend aus dem Fenster. Er redet auf sie ein, sie sagt aber: Nein. Will keinen Schnaps.
Zitsche redet trotzdem weiter, die Frau schlägt die Hände vors Gesicht. Hauswart kommt näher, Frau weicht zurück: Wieder Tanz durchs Zimmer, einmal herum, dann schneller in die andere Richtung. Zitsche glaubt sich das Nettsein jetzt selber nicht mehr und haut der Frau eine. Hanumans Frau geht zu Boden, Zitsche hinterher. Die Brüstung des Fensters ist zu hoch, ich kann sie nicht mehr sehen. Muss was tun. Ich rufe bei Hanuman an, aber es hebt keiner ab. Natürlich nicht.