»Wie kann ich das alles beschreiben?«, fragt Peter Lebovic zu Beginn seiner »Erinnerungen aus dem längsten Jahr meines Lebens«, das ihn 1944 nach Auschwitz, ins Warschauer Ghetto und nach Dachau führte. »Wie kann man Hunger, Demütigung, Schläge, Angst, Schmutz, all die Grausamkeiten, die ganze Atmosphäre schildern?«
15 Überlebende des Holocaust erinnern sich in diesem Projekt an ihre Zeit in deutschen Konzentrationslagern, an ihr Überleben, ihr Weiterleben in der Schweiz und anderswo, jeder und jede für sich, die eigene Geschichte und doch gemeinsam.
Entstanden ist eine einzigartige Dokumentation der letzten Zeugen des Holocaust.
Die Umschläge der 15 Hefte hat Gerhard Richter mit Ausschnitten aus seinen »Birkenau«-Bildern gestaltet.
Rezension:
»Die da berichten haben ihre ergreifenden Erinnerungen nicht für uns geschrieben, sondern nur aus einem einzigen Grund: um die Wahrheit zu bezeugen.« Barbara Möller DIE WELT 20160123
Éva Alpár, geborene Miko, wurde 1924 in eine Familie des jüdischen Bürgertums geboren. Sie und ihre engsten Angehörigen überlebten 1944/45 den Holocaust in Budapest. Éva Alpár gelang es, als »arische« Christin getarnt, sich den deutschen und ungarischen Verfolgern zu entziehen. Zeitweise arbeitete sie als Krankenschwester in einem katholischen Spital. Sie verließ Ungarn nach dem gescheiterten Aufstand 1956. Während eine Schwester nach Israel emigrierte, ließ Éva Alpár sich in der Schweiz nieder. Sie starb 2015 in Zürich. Klaus Appel wurde 1925 in Berlin in eine traditionelle jüdische Familie hineingeboren. Die November-Pogrome des Jahres 1938 erlebte er in Berlin. In letzter Minute, am Tag des Einmarsches der deutschen Truppen in Polen, kam er mit einem »Kindertransport« nach England und wurde so gerettet. Hier gelingt es dem 14-Jährigen, während des Krieges und der Bombardements sich ganz alleine durchs Leben zu kämpfen. Nach Kriegsende studiert er an der Universität Westminster in London und beendet das Studium als diplomierter Elektro-Ingenieur. Die Liebe zu einer jungen Schweizerin bedingt dann eine nochmalige »Identitäts-Anpassung«, führt aber schlussendlich zu einem Happy End in der Schweiz, mit zwei Kindern und drei Enkelkindern. Hanus Arend wurde am 26. März 1922 ebenfalls in Prag geboren. Auch er wurde 1941 mit seinen Eltern nach Lódz/Litzmannstadt deportiert, wo beide Eltern starben. 1944 kam Hanus nach Auschwitz-Birkenau und von dort im Januar 1945 auf dem Todesmarsch ins KZ Mauthausen (Österreich), wo er von der amerikanischen Armee befreit wurde. Hanus und Hana Arend sind einander im Ghetto Lódz flüchtig begegnet. Nach dem Krieg wurde aus dieser Zufallsbegegnung ein Bund fürs Leben. 1968, nach der Zerschlagung des Prager Frühlings, flüchtete das Ehepaar Arend mit Sohn Michal (19) und Tochter Eva (15) in die Schweiz. Hanus lehrte an der ETH Zürich und Hana arbeitete in Basel bei Hoffmann-La Roche. Beide starben in Zürich, Hanus am 17. Februar 2004, Hana am 26. Mai 2010.
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