Verlag | Leipziger Literaturverlag |
Auflage | 2022 |
Seiten | 126 |
Format | 12,5 x 1,2 x 21,0 cm |
Gewicht | 130 g |
ISBN-10 | 3866602928 |
ISBN-13 | 9783866602922 |
Bestell-Nr | 86660292A |
Franz Hodjaks Grundton in diesen Gedichten abgeklärt heiter. Er schreibt über das Älter- und Altwerden, Vergänglichkeit, Tod - eine lyrische Lebensbilanz. Hodjak läßt immer wieder auch Hoffnung hindurchflackern, vor allem im Zusammenhang mit Jahreszeiten, Natur, Landschaften der Kindheit und Lebenshälfte in Rumänien. Nach langjähriger Lyrikpause meldet sich Franz Hodjak nun mit einem neuen Gedichtband zurück (diesmal Jahr sogar gleich mit zwei Gedichtbänden, die Stadtlichterpresse kündigt gerade Was nie wieder kommt an). Dem deutschsprachigen Leser ist dieser Dichter kein Fremder. 1988 erschien die von Wulf Kirsten besorgte Auswahl Sehnsucht nach Feigenschnaps, 1990 folgte die von Werner Sellner herausgegebene Siebenbürgische Sprechübung. Und insofern ist es doch ein anderes Sprechen, das Franz Hodjak in seine Gedichten praktiziert: Landverlust und Heimatlosigkeit haben ihn zu einem Dichter werden lassen, der zu allererst in der Sprache zu Hause ist und uns Lesern im scheinbar Ver trauten des Alltäglichen einen Spiegel voller Überraschungen vorhält. Der Hoffnung stehen immer die richtigen Wörter zur Verfügung, die alles finden können, wasdu suchst ...
Leseprobe:
Das Wesen der WörterDie Wörter klingen anders im Schilf,anders im Hotelfoyer, anders in einerTropfsteinhöhle. Der Hoffnung stehenimmer die richtigen Wörter zur Verfügung, die alles finden können, wasdu suchst. Der Weg besteht aus Sätzen,die andere vor dir notierten. Dusollst sie ergänzen, steht auf allen Wegweisern geschrieben. Die Sonneverdreht mit ihrem Geflüster denSonnenblumen die Köpfe. Frank Sinatravertonte die Stille New Yorks, das Wiederholen von Lieblingswörternhat schon manchen aus dem Komazurückgeholt. Sprachen, die wir nichtverstehen, zeigen auf etwas, dem nichts Menschliches fremd ist. DerHalbschlaf artikuliert Bedeutungen, diezwischen den Zeilen liegen. Selbstnoch in den letzten Atemzügenbewegen Wörter unsere Lippen.Kleines Kissen Hier geht es den Vögeln besser als es ihnen nochvor Jahren ging. Aber auch den Igeln, deren Spracheunserer Sprache gleicht, wenn wir im Trum sprechen.Obst fällt von den Bäumen und bleibt liegen wieunnötige Worte, und vom Lächeln derer, die in die Stadtzogen, sind nur die Zähne echt. Die urigstenGeschichten am Stammtisch erzählen immer noch die,die kein richtiges Zuhause haben. Großvater winkteab, wenn die anderen meinten, nun sei er an der Reihe,zu erzählen. Zwischen ihm und den anderen lagenzwei Kriege und viele Tote. Er kam stets als erster undging als letzter. Dazu sagte er nur, einer müsse ja dasdas Licht in der Welt ausmachen und absperren, wenn alleszu Ende ist. Jedes Frühjahr strich der die Außenwändeneu, kümmerte sich um den Garten. Hilfe nahm ernie an, er meinte, er könne niemanden gebrauchen, derihm im Weg steht. Er hörte fast den ganzen TagSmetana und sagte, ihm könne nur noch Smetana helfen.In seinem Leben hat er viele Dinge ausgetauscht.Aus der Jugendzeit hat er bloß das kleine Kissenmit all den Träumen aufbewahrt.