"Du sollst nicht morden" - Selbstzeugnisse christlicher Wehrmachtssoldaten aus dem Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion. Dissertationsschrift
Verlag | Campus Verlag |
Auflage | 2017 |
Seiten | 512 |
Format | 14,1 x 21,5 x 3,1 cm |
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur | |
Gewicht | 646 g |
ISBN-10 | 3593506777 |
ISBN-13 | 9783593506777 |
Bestell-Nr | 59350677A |
Wie konnten christlich sozialisierte Soldaten der Wehrmacht den Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion vor Gott rechtfertigen? Welche Strategien entwickelten sie, um ihre Erlebnisse zu verarbeiten? Gab es christliche Motive, die das massenhafte Morden legitimierten? Anhand zahlreicher Feldpostbriefe und Tagebücher deutscher Soldaten aus allen Abschnitten der Ostfront von 1941 bis 1944 kann David Schmiedel eindrucksvoll zeigen, wie christliche Vorstellungen und nationalsozialistische Propaganda - nicht zuletzt durch die tätige Mitwirkung der Feldgeistlichen - in den Hirnen und Herzen der Truppenangehörigen verschmolzen. Sein Buch leistet somit einen wesentlichen Beitrag zum tieferen Verständnis der Kriegsgesellschaft des "Dritten Reichs".
Inhaltsverzeichnis:
InhaltDank 9Einführung 11Teil I: Theoretische Grundlagen1. Die Darstellung der Quellenkorpora und -gattungen 291.1 Die Feldpostbriefe 301.2 Die Tagebücher 381.3 Die Erinnerungsberichte 421.4 Die Tätigkeitsberichte 451.5 Die Seelsorgeberichte 471.6 Die protokollierten Interviews 481.7 Die psychologischen Komponenten von Veränderung und Verdrängung in den Quellengattungen 502. Die methodischen und ideengeschichtlichen Grundlagen 532.1 Die Entwicklung der Gottesvorstellung im 19. und 20. Jahrhundert 532.2 Die Kommunikation mit Gott 632.3 Die tiefen- und verhaltenspsychologischen Ansätze 652.4 Die Projektionstheorie 692.5 Die Religionssoziologie 742.6 Die Raumtheorie 81Teil II: Historische Rahmenbedingungen3. Die Erziehung und die Sozialisation der Wehrmachtssoldaten 913.1 Die Erziehung im Kaiserreich 943.2 Die Erziehung in der Weimarer Republik 963.3 Die Erziehung im "Dritten Reich" 973.4 Die Erziehung und Ausbildung in der Wehrmacht 1004. Das Verhältnis von Kirchen und Nationalsozia lismus 1064.1 Die theologische Verstrickung und deren Aufarbeitung nach dem Zweiten Weltkrieg 1064.2 Die Kirchen und das nationalsozialistische Regime 1933 bis 1945 - zwischen Zusammenarbeit und Widerstand 1124.3 Eine "nationalsozialistische" Konfession? 1224.4 Gegen die Sowjetunion - christliche und nationalsozialistische Feindbilder und Propaganda 1285. Das System der Feldgeistlichkeit 139Teil III: Empirische Befunde: "Der Krieg legt diesmal schwere politische und rel.-moralische Probleme auf."6. Der Anspruch und das Selbstbild deutscher Wehrmachtssoldaten 1537. Der allmächtige Gott - der vergeltende Gott: Die Bezugnahme auf die Eigenschaften Gottes 1697.1 Die Allmacht Gottes 1707.2 Die Güte/Gnade Gottes 1797.3 Die Vergeltung Gottes und das Wirken des Teufels 1947.4 Die Untrennbarkeit der Gotteseigenschaften 2038. Gott und Kriegsgewalt 2058.1 Die Gewalt gegen Zivilisten 2078.2 Die Gewalt gegen Rotarmisten 2408.3 Die Gewalt gegen Wehrmachtsangehörige 2659. Die Rechtfertig ung von Krieg und Gewalt durch Gott 2929.1 Mit Gott kämpfen, mit Gott siegen, mit Gott unterliegen? 2989.2 Der Vernichtungskrieg als Wille Gottes 3139.3 Die religiöse Rechtfertigung des Judenmordes 32410. Die "Räume" Gottes 33310.1 Die Front versus das Hinterland 33610.2 Die Feldgottesdienste 34510.3 Der Glaube an Talismane und Ikonen 35810.4 Die Feiertage 36411. Die Auswirkungen der Gewalt auf die Gottesbilder 38411.1 Die Verschmelzung 38511.2 Die Abgrenzung 394Resümee 451AnhangArchivalische Quellen 467Gedruckte Quellen 470Literatur 475Internetbelege 499Alphabetisches Register der Schreiber (Quellen und Literatur) 500Alphabetisches Abkürzungsverzeichnis (Quellen) 510
Rezension:
»[Die Arbeit] liefert Impulse für weitere Forschungsfragen, die zu einem zukünftigen Gesamtbild beitragen können: Wie etwa gestalteten sich die Bezugnahmen auf Gott in den Briefen der daheimgebliebenen Angehörigen der Frontsoldaten? Welche Rolle spielte Gott für die Rotarmisten? Wie wurden die christlichen Soldaten von diesen und der Bevölkerung wahrgenommen? Schließlich bliebe auch nach dem Gegenbild Gottes gerade im Vernichtungskrieg zu fragen, wenn etwa Wehrmachtssoldaten zu 'Teufelskerlen' stilisiert und glorifiziert wurden.« Daniel Ristau, H-Soz-Kult, 12.07.2019»David Schmiedel gelingt eine Arbeit, die man als grundlegend bezeichnen kann. Er dringt ein in die Tiefe der Psyche dieser Männer und kann nachvollziehen, wie und warum sie handeln. Die Arbeit zeigt generell, wie man mit der Quelle Feldpost umgehen kann und welch wertvolle Erkenntnisse daraus zu ziehen sind.«, Feldpost Archiv, 14.10.2017